marcella berger
 
 

 

 


 

 


Maultaschen


 

Was Schmissiges müssen wir machen! – Ah, das tut gut. Da, ja da! Genau dort! Mhmm!
Breitbeinig, den Kopf vorgereckt steht er mit nacktem Oberkörper vor ihr. Als erwarte er einen Angriff. Sein Hosengürtel drückt Hüftspeck heraus.
Die Frau knetet seinen Rücken. Presst ihre Daumen gegen die Muskelstränge neben der Wirbelsäule. Du bist total verspannt!
Etwas Schmissiges, aber hart an der Realität!
Die Frau gibt ihm einen leichten Klapps auf die Schulter.
Er macht ein paar kreisende Armbewegungen. Streift dann sein Hemd über. Zerrt es sich geradezu über den Kopf.
Alles macht er mit dieser Ungeduld, denkt die Frau. Wie er die Hemdzipfel in die Hose stopft! Uhrzeit? fragt sie. Luftdruck? Mit einem Anflug von Spott in der Stimme.
Er sieht auf seine Armbanduhr. Neunhundertfünfundachtzig über Normalnull. Es ist jetzt genau zweiundzwanziguhrzehn.
Sie geht in den Flur und kommt mit Papierblock und Stift zurück. Nimmt eine Brille aus einem Lederetui und setzt sie auf. Schaut den Mann über den Brillenrand hinweg an. Okay. Schreiben wir alles auf, was heute nacht passiert. Dann haben wir eine Grundlage. Dann haben wir Material.
Er gießt Wein in die Gläser. Stützt dann die Ellenbogen auf die Küchentheke und grinst.
Sie hakt ihre Füße in das Chromgestell des Küchenbarhockers und legt sich das Schreibzeug zurecht. Er prostet ihr zu. Du willst deinen Mord! Na gut!

Auszug aus der Erzählung "Maultaschen"

 
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